Erfahrungsbericht ISEFT Teacher Training und Konferenz – Bukarest 2025
“Growing through emotions, healing through feeling.“
Es ist heiß in Bukarest. Ich wechsle zwischen der Hitze des Hochsommers und der kalten Klimaanlage im Konferenzraum. Ich schwitze, ich friere, suche schattige Plätzchen am Fluss und kuschel mich in mein warmes Tuch unter der Klimaanlage. Dazwischen treffe ich warmherzige, offene und interessierte Menschen aus der ganzen Welt. Ein fröhliches, lebendiges Miteinander begleitet mich über die nächsten Tage und ich tauche ein in die neuesten und aktuellen Entwicklungen aus der Welt der EFT. Die diesjährige ISEFT Konferenz findet in Bukarest, Rumänien statt. Eine Stadt, die bisher noch nicht bewusst auf meiner inneren Weltkarte lag. Aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt sind EFT-Therapeut:innen angereist, um sich über die Grenzen hinaus miteinander zu vernezten und zu verbinden. Ein Teil der deutschen Reisegruppe reist mit dem Zug nach Bukarest und erkundet neue Wege (inkl. Wanderung in den Karpaten), um an einem Ort anzukommen :). Die Konferenz steht dieses Jahr unter dem Motto „Growing through emotions, healing through feeling.“
Die Zeit in Bukarest beginnt mit einem zweitägigen Teacher Training, gefolgt von der zweitägigen Konferenz. Wie sehr wir gewachsen sind. Mit ca. 500 Teilnehmer:innen ist es die bisher größte Konferenz. In diesem Jahr ist z.B. auch das indische EFT Institut zum ersten Mal vertreten und auch die deutsche Gemeinschaft ist weiter am Wachsen.
Unsere rumänischen Gastgeber:innen Iulia Ciorbea und Catalin Nedelcea begrüßen uns herzlich und mit großer Freude, so dass ich mich gleich willkommen fühle. Les, Robert, Jeanne und Rhonda erzählen ihren ganz persönlichen Werdegang „on becoming emotion focused“. Ihre Geschichten und persönlichen Erzählungen berühren mich und machen die Gründer:innen hinter all dem wertvollen und hilfreichen Wissen und Modellen menschlich und nahbar. Ihre Erfahrungen haben sie in dem Buch „Learning Emotion Focused Therapy“ zusammengefasst, das bald einen Platz in meinem Bücherschrank finden wird. Mir wird deutlich, dass Empathie alle begleitet und ihre Begegnungen bestärkt und vertieft hat.
Jeanne betont, sich selbst, den Klient:innen und dem Prozess zu vertrauen. Les berichtet, dass der Hauptfokus in der Supervision darin liegt, aufzuhören zu lösen und reparieren zu wollen: „Don´t worry about resolution, try to go to the core pain and the resolution will emerge.“. Leichter gesagt als getan. Meine ersten Schritte in der Welt der Emotionen waren zögerlich, gehemmt und voller Angst. Gleichzeitig habe ich durch die emotionsfokussierte Therapie so viel Wärme, Verbindung und Empathie erfahren. Die Worte von Jeanne und Les werden ein Stück erfahrbarer und lebendiger und das innere Vertrauen wächst weiter.
Die nächsten Tage sind gefüllt von einer Vielzahl an Vorträgen, Beiträgen und Erfahrungsberichten. Imke und Jan Stiegler führen uns mit ihrem erfrischenden Vortrag in ein Spannungsfeld ein: die Einfachheit EFT zu lernen und zu unterrichten und die Herausforderungen. Dazwischen tauschen wir uns in Kleingruppen über unsere Erfahrungen aus. Diese Momente machen die Konferenz für mich so besonders: Menschen aus der ganzen Welt begegnen sich, die im Sinne der EFT zusammenkommen und ihre Erfahrungen teilen
Lars spricht über die emotionsfokussierte Arbeit mit identitätsbasierten Klient:innen und die damit verbundenen Herausforderungen.
Lou Cooper, Marco Mendes und Kurt Renders sprechen in einem Trio über Diversität in Trainings und schaffen ein Bewusstsein für Genderthemen und soziale und sexuelle Benachteiligungen. Ihre persönlichen Erfahrungen der Ausgrenzung, Benachteiligung, Nichtbeachtetwerden und Unsichtbarsein, werden sichtbar und bekommen eine Stimme.
Anna Oldershaw stellt die emotionsfokussierte Arbeit mit Neurodivergenz vor. Ich nehme mit, wie wichtig es ist, Unterschiedlichkeiten mehr einzuladen, eine gemeinsame Sprache zu finden und die Individualität jedes Einzelnen mehr anzuerkennen.
In einem Video über komplexe Traumata und Selbstunterbrechende Prozesse zeigt Anne Hilde, ihre eigenen inneren Prozesse als Therapeutin. Welche inneren Dialoge, Hindernisse und Entscheidungsprozesse auftreten, wie sehr man sich selbst im Weg steht, Prozesse blockieren und doch wieder zu sich selbst zurückfinden kann, ist sehr erleuchtend und ermutigend. Der nicht enden wollende Applaus ihrer Selbstoffenbarung zeigt, wie sehr wir uns als Zuhörer angesprochen und abgeholt fühlen.
Antonio Pascual-Leone stellt in seinem Vortrag „Principles of Emotional Change: A Guide for EFT Practitioners“, seine langjährige Forschungsarbeit zur EFT-Prozessforschung vor. Ich bin fasziniert, wie präzise und klar, er komplexe Zusammenhänge aufzeigt.
Ein besonderer Moment ist die Verabschiedung von Jeanne Watson, der „Königin der Empathie“ aus dem Board. Jeanne, die Mitbegründerin der EFT wechselt zu Les und Robert in das „Advisory Board“. Vielen Dank Jeanne fürs Zuhören, für deine Präsenz, für den Raum, sich selbst zu finden und zu begegnen und dein Vertrauen, dass du uns entgegenbringst. Mit deiner empathischen Stimme berührst du Menschen und Herzen. Als neues Mitglied im Board wird Jan Stiegler, aus Norwegen begrüßt. Wir freuen uns, mehr von ihm zu sehen und zu hören.
Zwischen der Wärme des Hochsommers und der Kälte der Klimaanlage finden wertvolle Verbindungen statt. Mit der Schweizer Community treffen wir uns am Fluss und vertiefen die Verbindungen und Gespräche in den nächsten Tagen in einer gemeinsamen Stadtführung durch Bukarest. Zwischen den Vorträgen und Workshops gibt es musikalische Momente von Arne und Kurt aus Belgien, die Bob Dylan mit der EFT verbinden und von Aksel aus Norwegen der Don Mc Lean´s „American Pie“ in seiner ganz eigenen Version aufleben lässt.
Zwischen Spannungsfeldern, Unterschiedlichkeiten und Herausforderungen treffen wir uns abends zum Conference Dinner und gemeinsamen Tanz. Der rumänische Volkstanz bringt die müdesten Tanzbeine zum Schwingen und mir begegnen strahlende Augen und Gesichter auf der Tanzfläche. Eine ausgelassene, locker leichte Stimmung an einem heißen Sommerabend unten am kühlen Fluss.
Vielen Dank an Iulia Ciorbea und Catalin Nedelcea und die vielen helfenden Hände für eure Gastfreundschaft. Bukarest ist nun ein bewusster Teil auf meiner inneren Weltkarte geworden. Vielen Dank an die vielen Beiträge, inspirierenden Gespräche und Begegnungen. Die nächste Konferenz findet 2027 in Antwerpen, Belgien statt, in Zusammenarbeit mit dem belgischen und dem niederländischen Institut. Die 1. ISEFT Konferenz fand vor 10 Jahren in Vandhoven, Niederlande statt. Die nächste Konferenz findet mit vereinten Kräften statt. Emotionen verbinden, Grenzen werden überwunden und Verbindungen gestärkt. Mit Emotionen können wir wachsen. Mit Emotionen können wir fühlen und Heilung finden. Auf dem Weg dahin begegnen uns Herausforderungen und Blockaden. Erfahrungen von Zurückweisungen, Ablehnungen, Beschämungen und Momente der Verletzlichkeit und den Mut sich zu zeigen.
Die Tage in Bukarest haben mir gezeigt, dass Mauern und Grenzen existieren, sowohl innerlich als auch äußerlich. Dazwischen finden wertvolle Verbindungen statt. Verbindungen, die bleiben, heilen und weiterwachsen. Und ein Satz der bleibt: „When in doubt, go back to empathy.“
Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Diana
Imagefilme
ISEFT Teacher Training: https://www.youtube.com/embed/I3fpbqNmFpA
ISEFT Konferenz: https://www.youtube.com/embed/w4LOhat7Mzs